MICHAEL SCHEBESTA: EXTRUSIONEN

"Wo wohnt Lilly", Extrusionen Nr. 16 A + B, Diptychon, 2014.

Wo wohnt Lilli? Die Frage spielt an auf den Anblick anonym-uniformer Hochhausfassaden, wie sie (gerade auch von Künstlern) gerne und häufig aus allen Teilen dieser Welt u.U. auch als Sozialkritik fotografiert werden. Doch so sehr der fragende Bildtitel den Betrachter auf das Hochhaus-Sujet konditioniert, dies ist kein Foto einer Trabantensiedlung, sondern eines deutlich kleineren Gegenstandes, genauer Baumarktartikels. Ein Zollstock, liegend fotografiert und über Kreuz digital "composed" und dupliziert, bildet nahezu täuschend echt die fast morbiden, halb verfallenen Fassadenstrukturen aus übertünchtem Mörtel ab, die schmutzigen, verengten Fenster und dunklen Wohnungen, verstärkt durch die architektonisch wirkenden Faltungen qua Extrusionen zum dreidimensionalen Raumobjekt.

Wo wohnt Lilly? - eine Täuschung, denn hier wohnt, auch wenn sich beim Betrachten die Vorstellung nur schwer von der Erscheinung "Wohngebäude" lösen lässt, tatsächlich niemand. Es ist nur das Foto eines Metermaßes aus dem Baumarkt - und doch: Unser Geist skaliert das Motiv in großstädtische Dimensionen, setzt es in Bezug zu den wunderbaren Realfotografien aus den Metropolen. Und irgendwo, auf einem Stockwerk, hinter einem Fenster, da erkennt er sogar Lilly.

Frontansicht Detail

Dort im roten Kleid, steht da Lilly?

Detail Fassadenfront

Seiten- ( oder Front?)ansicht
Nr. 16 A (linker Teil, Eckmodul)

Die seitliche Betrachtung gibt den Blick auf die Extrusionen frei, die dem planaren Quellmotiv seine Räumlichkeit geben.

Beginn/Trennung 16 B (s.o.) siehe blaue Linie

Frontansicht
Nr. 16 B (rechter Teil)

Beginn/Trennung 16 A (Eckmodul) siehe blaue Linie

C-Prints auf MDF-Volumenkörper kaschiert, Holzrahmen Ahorn,
Nr. 16 A: 90 x 100 x 200 cm (B,H,T),
Nr. 16 B: 280 x 100 x 40 cm